Maria Stepanova / Vladimir Sorokin – Kurzlesungen mit Gespräch

Maria Stepanova: Nach dem Gedächtnis
Moderation: Olga Radetzkaja, Dolmetscherin: Dr. Elisabeth Liphardt

Die Lyrikerin und Essayistin Maria Stepanova, geboren 1972 in Moskau, zählt zu den aufregendsten russischen Intellektuellen dieser Tage. Als Chefredakteurin leitet sie seit 2012 das Online-Portal und Kulturmagazin colta.ru. Nun erscheint mit „Nach dem Gedächtnis“ (Suhrkamp, 2018) ein essayistischer Roman zwischen Liebesgeschichten und Reiseberichten, Reflexionen über Fotografie, Erinnerung und Trauma. Entlang der Spuren ihrer weitverzweigten jüdisch-russisch-europäischen Familie von Ärzten, Architekten, Bibliothekaren, Buchhaltern und Ingenieuren durchmisst Stepanova einen Gedächtnisraum, in dem die Linien des privaten Lebens haarscharf an den Abbruchkanten der Epoche entlangführen.

In gewaltgeprägten Zeiten dazu prädestiniert, Opfer von Verfolgung und Repressionen zu werden, haben alle ihre Verwandten es geschafft, als „Untermieter der Geschichte“ die Schrecken des 20. Jahrhundert zu überleben. Wie war das möglich? Aus dieser Frage ist ein außergewöhnliches Buch entstanden, das die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin Olga Radetzkaja ins Deutsche übertragen hat – in einer leichten poetischen Sprache, die von sinnlicher und intellektueller Anschauung zehrt.

Vladimir Sorokin: Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs
Moderation: Thomas Geiger, Lesestimme: Stefanie Mrachacz, Dolmetscherin: Dr. Elisabeth Liphardt

Nach „Der Tag des Opritschnik“ (2007), „Der Schneesturm“ (2012) und „Telluria“ (2015) legt der russische Meister der Groteske sein nächstes Romanfeuerwerk vor. In Vladimir Sorokins „Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs“ (Kiepenheuer & Witsch, 2018) frönt der Koch Geza einer neuen Mode, Book ‘n‘ Grill. Denn im Jahr 2037 werden Bücher nicht mehr gelesen, geschweige denn gedruckt, sie dienen allein als Brennmaterial für exklusive Speisen. Geza, Spezialist für russische Klassiker, ist der Star der Upper-Class-Szene, er kennt die besten „Rezepte“: Stör-Schaschlik über Dostojewskis „Idioten“ oder Wiener Schnitzel über Arthur Schnitzler. Doch auf dem fernen Berg Manaraga macht sich sein größter Konkurrent daran, das ganze elitäre Geschäft zu unterwandern und Geza kaltzustellen …
Sorokin ist einer der schärfsten Kritiker der politischen Eliten Russlands und gilt als der bedeutendste zeitgenössische Schriftsteller des Landes, ausgezeichnet mit dem russischen Booker-Preis und dem Andrei Bely-Preis für Verdienste um die russische Literatur sowie dem Gorki-Preis. Seine Bücher, zahlreiche Drehbücher und Theaterstücke sind in 22 Sprachen übersetzt.

Foto Vladimir Sorokin: © Maria Sorokina

Datum: 11.11.2018, 16-19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 5 Euro (für beide Lesungen)