
Am 20. Mai 1948 schreibt die 22 Jahre alte Ingeborg Bachmann ihren Eltern: „Heute hat sich noch etwas ereignet. Der surrealistische Lyriker Paul Celan hat sich herrlicherweise in mich verliebt … Mein Zimmer ist momentan ein Mohnfeld, da er mich mit dieser Blumensorte zu überschütten beliebt.“ Als junge, unbekannte Lyriker lernen sich Bachmann und Celan kennen und lieben. Ihre Beziehung, die immer wieder von Phasen des Rückzugs gezeichnet war, dauert bis in die 60er Jahre, als beide längst zu den bedeutendsten Dichtern der deutschen Nachkriegszeit zählen. Kaum jemand wusste von ihrer Nähe, die sie selbst nie lange aushielten – zu unvereinbar der biografische Hintergrund, zu groß die zugefügten Verletzungen, zu sehr hatten sie ihr Leben der Dichtung verschrieben.
„Es erinnert alles an die letztlich nicht auszulotende Geschichte mit den zwei Königskindern, die füreinander bestimmt waren, aber nicht zueinander kommen konnten“, schreibt Helmut Böttiger. Ihrem Versuch, in spürbar dünner Höhenluft Dichtung und Leben miteinander in Einklang zu bringen, folgt der Literaturkritiker in der bislang ersten umfassenden Darstellung ihrer Beziehung mit dem Titel „Wir sagen uns Dunkles“ (DVA, 2017): eine faszinierende psychologische Studie über zwei herausragende Dichter, die gemeinsam um Worte rangen.
Moderation: Theresia Prammer
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Foto: © Cordula Giese
Datum: 11.11.2017, 20 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstr. 17
Eintritt: 5 Euro