
Dietmar Dath: „Der Schnitt durch die Sonne“
Moderation: Katharina Knüppel
Eine Schülerin, ein Koch, ein Finanzberater, eine Mathematikerin, ein Gitarrist und eine Pianistin reisen zur Sonne. Mit neuen Körpern sollen sie drei große Aufgaben bewältigen und geraten dabei zwischen die Fronten eines gewaltigen Konflikts. In bester Science-Fiction-Manier verlagert Dietmar Dath in „Der Schnitt durch die Sonne“ (S. Fischer, 2017) die drängenden Fragen der Gegenwart in ein anderes Sonnensystem, eine andere Zeit, eine andere Zivilisation.
In der Tradition von H.G. Wells, Stanisław Lem und Arno Schmidt, oder auch: in der Tradition von Dietmar Dath. Die Zukunftsvision ist dem Vielschreiber nicht bloß schmückendes Kostüm oder pädagogische Parabel, sondern ureigener Erzählgegenstand. In Form der futuristischen Geschichte des Kommunismus („Venus siegt!“) oder in Gestalt telepathisch kommunizierender und sich selbst klonender Tiere („Die Abschaffung der Arten“) übt Dath ausgeklügelte Gesellschaftskritik im Gewand wissenschaftlicher Fantastik. Jeder Roman ein Weltentwurf, eine neue spektakuläre Zumutung.
Orsolya Kalász: „Das Eine“
Moderation: Martin Bruch
Dem Geheimnis von Denken und Lieben nähert sich die ungarische Dichterin Orsolya Kalász in ihrem minimalistisch gestalteten Band „Das Eine“ (Brüterich Press, 2016) mithilfe der Heraldik. Die alte Kunst, sich mit Symbolen zu bewehren, die schon aus weiter Ferne Zugehörigkeiten erkennen lassen – sie verleiht dem Liebesgedicht in ihren Sprach- und Denk-Räumen neue Impulse.
„Bei Orsolya Kalász kommt das Staunen, das am Anfang aller Poesie steht, zu seinem Recht: In einer offenen, fragenden, dem Fremden sich aussetzenden Poetik tastet sich ihr Band ‚Das Eine‘ durch das Labyrinth des Erkennens, Benennens und Verwandelns von Welt.“ – so die Jury des Peter-Huchel-Preises für deutschsprachige Lyrik, die in diesem Jahr „Das Eine“ auszeichnete. In Staufen im Breisgau, wo Peter Huchel seinen Lebensabend verbrachte, wurde Orsolya Kalász im April der Preis überreicht – um die „herausragende Neuerscheinung des Jahres“ drehen sich Lesung und Gespräch in Freiburg.
Ales Steger: „Logbuch der Gegenwart“
Moderation: Annette Pehnt
Ljubljana, Platz der Republik, am Tag des prophezeiten Weltuntergangs. Minamisōma nahe dem Atomkraftwerk von Fukushima. Belgrad, Busstation, Zwischenstopp syrischer Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Ungarn. Jeweils exakt zwölf Stunden nimmt sich der slowenische Schriftsteller Ales Steger, um Eindrücke dieser Schauplätze festzuhalten, die durch seine Augen und Hände direkt aufs Papier fließen.
„Sein ‚Logbuch‘ schafft es, uns den kalten Wind fühlen zu lassen, der uns von den diversen Eisbergen anweht, auf die wir während unserer gemeinsamen Schiffsreise derzeit zusteuern“, schreibt die Zeitschrift Kulturaustausch über die literarischen Reportagen, die der Autor im „Logbuch der Gegenwart“ (Haymon, 2017, aus dem Slowenischen von Matthias Göritz) versammelt.
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Datum: 11.11.2017, 15-18 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstraße 17
Eintritt: 5 Euro (für alle drei Lesungen)