Tanguy Viel: Selbstjustiz – Soirée française: Lesung und Gespräch

Ein Mann ertrinkt auf hoher See. Nur das Meer und die Möwen sind Zeugen. Ein Unfall? Oder Mord? Die Aussage des Verdächtigen Martial Kermeur wird zur Lebensbeichte, zum Bekenntnis eines Mannes, der alles versucht, alles verloren hat, und dem das Verbrechen zur einzigen Möglichkeit wird, Würde und Aufrichtigkeit zu bewahren.

„Was mich beim Schreiben wirklich interessiert, ist nicht der rohe Handlungsstoff, sondern der Prozess der Verwandlung: von einer komplizierten, intellektuellen Problematik hin zur Einfachheit der Dinge“, so Tanguy Viel. Mit dem Roman „Selbstjustiz“ (Wagenbach, 2017) kleidet er Fragen nach Recht und Gewalt, Rache und Moral in eine lakonisch-verknappte Erzählung: eine menschliche Tragödie im Gewand eines maritimen Thrillers.

Dabei erweist sich der Autor einmal mehr als „Formalist“ im besten Wortsinn, dessen Schreiben vom Spiel mit Genres, Erzählhaltungen und Lesererwartungen lebt. Und von einer atmosphärischen Schärfe, mit der er die melancholische Landschaft der Bretagne wie einen feinen Schleier über die Seelen seiner Protagonisten legt – „weder Nebel noch Wind, sondern ganz einfach ein unzerreißbarer Vorhang, der uns von den Dingen trennt“. Kongenial ins Deutsche übertragen hat das elegante Sprachkunstwerk der Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel, der mit dem Autor ins Gespräch kommt.

Foto: © Roland Allard

Mitveranstalter: Centre Culturel Français Freiburg und Frankreich-Zentrum der Universität Freiburg, im Rahmen des Ehrengast-Programms „Francfort en français – Frankfurt auf Französisch“ der Frankfurter Buchmesse 2017

Datum: 10.11.2017, 20 Uhr
Ort: Literaturhaus Freiburg, Bertoldstr. 17
Eintritt: 5 Euro / Kombi-Ticket (inkl. Disco mit Thomas Bohnet): 9 Euro