Festival-Samstag: 16–19 Uhr – 1 Ticket, 4 Lauben, 12 Kurzlesungen

Der Lesefest-Samstag führt durch die verschlungenen Pfade der Kleingartenanlage in der Wonnhalde, zu Wiederentdeckungen und Neubegegnungen. Das Publikum wandert – und hat stündlich die Wahl. Am Wegesrand laden weitere Lauben zu Picknick und Getränken, zum Drucken und Stempeln und natürlich an den reich gedeckten Büchertisch des Festivals ein. Wir danken allen Gärtner*innen, die ihre Lauben für Debüts und Gäste öffnen!

Lauben-Moderationen: Chris Möller, Matthias Nawrat (beide Berlin), Jule Steinmetz (Stuttgart), Tilman Strasser (Köln), Jürgen Reuß, Mirja Riggert (beide Freiburg)

Einlass und Information: Gartenwirtschaft, Wonnhaldestraße 2 – Eingang zu den Schrebergärten in der Wonnhalde

Laube 1 (Regenvariante: Literaturhaus Freiburg)

16 Uhr
Laura Cwiertnia: Auf der Straße heißen wir anders – Klett-Cotta, 2022

Namen wandeln sich. Je nach Ort, oft unter Zwang. Karla, eigentlich Karlotta, verlebt eine Jugend zwischen bleierner Langeweile und Rassismus in Bremen. Ihr Vater Avi ist Taxifahrer, ein Armenier aus der Türkei. Mit ihm begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit, die sie bis zum Genozid an der armenischen Bevölkerung führt – und zu Karlas Großmutter, die auf den Straßen Istanbuls einen anderen Namen trug. Ein fabelhaft erzählter, feinfühliger Generationenroman.

17 Uhr
Anna Yeliz Schentke: Kangal – S. Fischer, 2022

Dilek haut ab. Von Istanbul nach Frankfurt. Aus Angst, dass ihr Name längst auf einer Liste ist, ihre Verhaftung unmittelbar bevorsteht. Als „Kangal“ kämpft sie online gegen staatliche Repression. Ihren Partner Tekin lässt sie unwissend zurück und sucht Schutz bei ihrer Cousine Ayla. Doch das Netz der Denunziation und Verfolgung reicht bis nach Deutschland … Ein atemloses Debüt über Unterdrückung und die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, nach Sicherheit, Zugehörigkeit.

18 Uhr
Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt – Hanser, 2012

Hochintelligent, kosmopolitisch, ohne Heimat, ohne Halt. Mascha, die als Kind aus Baku nach Frankfurt geflohen ist, verwandelt die frühe Erfahrung der Sprachlosigkeit in eine Karriere als UN-Dolmetscherin. Der Tod ihres Freundes führt sie nach Tel Aviv, auf die Suche nach ihren jüdischen Wurzeln und hinein in den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. „Zeitgeschichtlich wacher und eigensinniger als dieser Roman war lange kein deutsches Debüt.“ (Die Zeit)

Laube 2 (Regenvariante: Buchhandlung Schwarz)

16 Uhr
Kai Weyand: Am Dienstag stürzen die Neubauten ein – Wallstein, 2005

„Dienstage sind eigentlich furchtbar langweilige Tage. Es gibt kein langweiligeres und emotionsloseres Wort als Dienst. Und es gibt auch keine trostloseren Tage als Dienstage.“ So beginnt die Titelerzählung im ersten Buch des bei Freiburg lebenden Autors, dessen Figuren Worte auf die Goldwaage legen. Und dabei aus der Realität fallen, der Fantasie freien Lauf lassen und einem unweigerlich ans Herz wachsen. Elf skurrile Geschichten voller Humor und Tiefgang.

17 Uhr
Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch – Lenos, 2016

Pelzige Krokodile kriechen aus dem Schoß hexenhafter Frauen. Fischkuchen ist ein Grundnahrungsmittel. Hunde können sprechen und irgendwo am Horizont des Meeres liegt die Insel der geflohenen Väter – Loribeths Welt ist magisch und skurril. Mit einem erschlagenen Kind im Koffer muss sie ihren verschollenen Vater finden. Eine fantastische Reise beginnt, erzählt als virtuose Geschichte von der Angst, erwachsen zu werden.

18 Uhr
Sven Pfizenmaier: Draußen feiern die Leute – Kein & Aber, 2022

Timo sieht aus wie eine Pflanze: „rankenartige Arme und Beine, blass grünliche Haut“. Valerie schläft, bis ihre Träume auserzählt sind – manchmal tagelang. Taucht Richard auf, erstarren alle vor Langeweile. Drei Außenseiter suchen in einem namenlosen Dorf nach der verschwundenen Flora. „Entlang der Grenzen von Coming-of-Age-Literatur, Kriminalroman und hinreißender Psychedelik“ (Die Zeit) erzählt dieses formschöne Debüt von der Sehnsucht nach einem besseren Ort.

Laube 3 (Regenvariante: Kunstverein Freiburg)

16 Uhr
Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther – Suhrkamp, 2014

Mit einem Auszug ihres Debüts gewann die in Kyjiw geboren und seit 1999 in Berlin lebende Autorin den Ingeborg-Bachmann-Preis. In Kyjiw und Mauthausen, Warschau und Wien legt sie Fragmente eines zerbrochenen Familienmosaiks frei – Stoff für einen Epochenroman, erzählt in prägnanten Geschichten.
Ungläubigkeit, Skrupel und ein Sinn für Komik wirken in jedem Satz dieses eindringlichen Buches, das inzwischen in über 30 Sprachen übersetzt vorliegt.

17 Uhr
Eva Raisig: Seltene Erde – Matthes & Seitz, 2022

Seit 1977 fliegt die Voyager I durchs All. An Bord: Bilder, Musik, ein Kuss, Grüße in 55 Sprachen – life on earth in a nutshell. So lückenreich wie dieses selektive Menschheitsgedächtnis ist das Leben von Lenka und Therese. Während die eine nach Signalen aus dem All sucht, erforscht die andere Leerstellen in der eigenen Familiengeschichte. Klar und schnörkellos erzählt Raisig vom Fremdsein im Kleinen und Großen, von radikaler Hoffnung, unaussprechlicher Sehnsucht und der Kraft der Erinnerung.

18 Uhr
Mirjam Wittig: An der Grasnarbe – Suhrkamp, 2022

Noas Angst sitzt ihr tief in den Knochen, lässt ihr Herz poltern, ihre Gedanken rasen und vertreibt sie aus den U-Bahnschächten Berlins nach Südfrankreich aufs Land. Hier, auf einem kleinen Hof zwischen Bergen und Tälern, hütet sie nun Schafe, setzt Zäune, baut Früchte an, während ihr Blick über den wasserarmen Fluss und die erodierte Erde streift. Das Landleben birgt nicht weniger Ängste und Widersprüche als Noas früheres Leben … „Ein flirrendes, faszinierendes Panorama.“ (Südwest Presse)

Laube 4 (Regenvariante: DELPHI_space/gvbk)

16 Uhr
Lin Hierse: Wovon wir träumen – Piper, 2022

Wo fängt eine Reise an und hört sie jemals auf? Zur Beerdigung der chinesischen Großmutter, der A’bu, reist die ganze Familie nach Shanghai – die Ich-Erzählerin und ihre Mutter aus Deutschland. Dahin war die Mutter als junge Frau ausgewandert. Ihre Erinnerungen an das Leben in China verschwimmen wie Träume, die ihre Tochter festzuhalten versucht. In intensiven Bildern erzählt Hierse von deutsch-chinesischer Geschichte, den Geistern der Migration, von Identität, Nähe und Abgrenzung.

17 Uhr
Yade Yasemin Önder: Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron – Kiepenheuer & Witsch, 2022

Ein großartiges, anarchisches Sprachereignis: Önder inszeniert das Drama der Adoleszenz als wilde Textcollage. Mit dem Vater als schwergewichtigem Wiedergänger, mit Sommern in Istanbul, die nach Anis und heißen Elektrogeräten duften, mit Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Die Geschichte einer jungen Frau, die sich aus einer beschädigten Familienaufstellung hineinkämpft in eine düster-funkelnde BRD.

18 Uhr
Laura Cwiertnia: Auf der Straße heißen wir anders – Klett-Cotta, 2022

Namen wandeln sich. Je nach Ort, oft unter Zwang. Karla, eigentlich Karlotta, verlebt eine Jugend zwischen bleierner Langeweile und Rassismus in Bremen. Ihr Vater Avi ist Taxifahrer, ein Armenier aus der Türkei. Mit ihm begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit, die sie bis zum Genozid an der armenischen Bevölkerung führt – und zu Karlas Großmutter, die auf den Straßen Istanbuls einen anderen Namen trug. Ein fabelhaft erzählter, feinfühliger Generationenroman.

Grafik: © Andreas Töpfer

Das Projekt wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e. V. sowie weiteren Förderern und Partnern.

Datum: 02.07.2022, 16–19 Uhr
Ort: Schrebergärten in der Wonnhalde (Treffpunkt: Gartenwirtschaft, Wonnhaldestraße 2)
Eintritt: 15/8 Euro